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Lokales
Erster „Internationaler Tag der Gewaltlosigkeit“ in Köln
Der Gewalt nicht das letzte Wort lassen
Von Christine Schmidt und Carl H. Ewald

Rund 200 Menschen hatten sich auf dem Kölner Heumarkt versammelt, um den internationalen Tag der Gewaltlosigkeit zu begehen – zum ersten Mal, denn die UNO hatte ihn erst im Juni diesen Jahres ausgerufen. Insgesamt zehn Organisationen nutzten den 2. Oktober, Mahatma Gandhis Geburtstag, um auf die vielfältigen Formen der Gewalt in unserer Gesellschaft aufmerksam zu machen, Alternativen vorzustellen und dazu, der Gewalt nicht das letzte Wort zu lassen.

So war auch die „Lobby für Mädchen“, die seit inzwischen zwanzig Jahren zum Thema Gewalt an Mädchen und Frauen in Köln aktiv ist, auf der Veranstaltung in der Altstadt präsent. Genauso die Gruppe „Eltern schwarzer Kinder“, die sich wiederum besonders um die Stärkung des Selbstwertgefühls ihrer Kinder bemühen, um gegen die immer noch alltäglichen Diskriminierungen und Benachteiligungen, wie beispielsweise im Bildungssystem, besser angehen zu können.


Namensbasen: Alice Schwarzer und „Eltern schwarzer Kinder“

Foto: Claudia Akobundu

Frauke Mahr von „Lobby für Mädchen“ stellte die Frage, warum immer noch so viele Mädchen und Frauen Opfer sexueller Gewalt werden und was das über unsere Gesellschaft aussagt. Faik Salgar von „Öffentlichkeit gegen Gewalt“ brachte das gegenseitige Misstrauen zwischen vielen Deutschen und Muslimen, in Köln sicherlich auch durch die nicht enden wollende Diskussion um den Moscheebau in Ehrenfeld geschürt, auf den Punkt: „Ihr habt Angst vor uns und wir haben Angst vor Euch!“ Eine Absurde Welt.


Ashin Sopaka –                                                   
Burmesischer Mönch aus Köln                        
Foto: Wolfgang Geissler
Es gab aber auch kritische Töne, die an die UNO selbst gerichtet waren: Sie habe diesen Tag zwar ausgerufen, jedoch ihre Mitglieder – an erster Stelle jene, die den Sicherheitsrat bilden – seien sehr wohl an der Eskalation gewaltvoller Konflikte überall auf der Welt beteiligt, betonte Karsten Schmitz von „Kein Blut für Öl“. Ähnlich äußerte sich auch Ashin Sopaka, ein buddhistischer Mönch aus Burma, der schon seit einigen Jahren in Köln lebt, verschiedene Friedensläufe durch die Republik veranstaltete, dabei einmal sogar von Köln nach Berlin wanderte. Sein Volk erwarte die aktive Unterstützung der UNO in ihrem gewaltlosen Protest gegen das Militärregime in Burma und nicht nur schöne Worte. Weiterhin kritisierte Sopaka die Geschäfte der multinationalen Konzerne in seinem Land, die dafür sorgen, dass das Militärregime fest im Sattel bleibt.

Musikalisch wurden die Teilnehmer der Kundgebung durch die beiden blinden Sängerinnen Andrea Eberl und Leslie Mader sowie durch den ebenfalls blinden Pianisten Arne Siebert unterstützt. Eberl sang neue Songs aus ihrem Repertoire, Deutschpop mit tiefsinnigen aber auch tiefgehenden Texten, die US-Amerikanerin Mader begeisterte mit glockenreiner klassischer Stimme und Antikriegssongs wie „Donna, Donna“. Klaus der Geiger und seine musikalische Untermalung des mit brennenden Fackeln gebildeten menschlichen Friedenszeichens durch Musik von J. S. Bach war sicherlich einer der Höhepunkte des Abends. Ganz herrschaftslos herrschte eine sehr eindringliche Stimmung, die noch weit über den Kreis der Teilnehmer hinausstrahlte.



Klaus der Geiger singt „Exuma"

Foto: Lena Buderath

„Bist du schwarz oder weiß
oder rot oder braun:
Wir werden unsere Erde
neu aufbaun.
Wir sind Brüder und Schwestern
wir werden es werden.
Denn nur so wer'n wir's finden
das Paradies, und hier auf Erden!

Du, Mutter Erde
gib uns Mut.
Du Mutter Erde
gib uns Kraft.
Damit dieser Traum
endlich Wirklichkeit werde.“,
sang Klaus der Geiger später und brachte damit sicher die Wünsche vieler Teilnehmer am lebendigen Friedenszeichen poetisch auf den Punkt. Die stimmungsvolle Aktion fand dieses Mal nicht nur zum sechsten Mal in Köln, sondern gleichzeitig auch in sechzig anderen Städten weltweit statt.

Mitglieder der Humanistischen Bewegung, die die Kundgebung initiiert hatten, wiesen am Ende der Veranstaltung darauf hin, dass nur eine aktive, gewaltfreie, gemeinsame und starke Aktion dauerhafte Veränderungen hervorrufen könne. So gingen die Teilnehmer der Veranstaltung dann auch begleitet durch die Aufforderung nach Hause, das nächste Mal wiederzukommen und jeweils noch zwei weitere Freunde mitzubringen – bis das menschliche Friedenszeichen den gesamten Heumarkt füllt.

peacezeichen friedenszeichen in köln
Das nunmehr sechste Friedenszeichen in Köln

Foto: Lena Buderath

„Nur, wenn wir uns wehren, wenn wir laut werden und wenn wir dabei zusammenstehen, weil wir endlich begriffen haben, dass alle diese Probleme eben uns alle betreffen, und wenn wir mit eigenem Beispiel vorangehen, dann können wir die Gewalt durchbrechen. Wenn wir uns frustrieren lassen, geben wir der Gewalt recht, dann lassen wir ihr das letzte Wort! Mit eigenem Beispiel voranzugehen, heißt, sich mutig der herrschenden Gewalt entgegenzustellen und unermüdlich zu zeigen, dass es anders gehen kann.“, hatte ein Sprecher der Humanisten gesagt. (CH)

Weitere Informationen und beteiligte Organisationen: www.tagdergewaltlosigkeit.de

Online-Flyer Nr. 115  vom 05.10.2007

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