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Wirtschaft und Umwelt
„Deutscher Klimaschutzpreis 2007“ ging an Leipziger Medienfachfrau
Für Ökostrom-Wechselpartys
Von Peter Kleinert

Die Leipziger Medienfachfrau Ulla Gahn erhielt den „Deutschen Klimaschutzpreis 2007“ der Deutschen Umwelthilfe (DUH) - als Auszeichnung für von ihr veranstaltete Partys, bei denen Stromkunden von Kohle- und Atomstrom auf Klima schonende Elektrizität aus Sonne, Wind, Wasser oder Biomasse umsteigen können. DUH-Vorsitzender Kächele nannte Gahn „eine Mutmacherin, die mit ihren Ideen und ihrem frischen Elan genau das verkörpert, wofür der Deutsche Klimaschutzpreis künftig stehen soll“.

Zur Nachahmung ermutigen

Die erstmals vergebene Auszeichnung der Deutschen Umwelthilfe e.V. (DUH) soll künftig alljährlich herausragende Leistungen honorieren, „die mit innovativen Konzepten, wirksamen Maßnahmen oder neuen strategischen Initiativen zum Schutz des Weltklimas beitragen und zur Nachahmung ermutigen“. Dies erklärte der Bundesvorsitzende der Umwelt- und Verbraucherschutzorganisation Prof. Dr. Harald Kächele, als er Ulla Gahn den mit 10.000 Euro dotierten Preis in einer Feierstunde im historischen Kassensaal der KfW Bankengruppe am Berliner Gendarmenmarkt übergab. Als Bank des Bundes und der Länder ist die KfW (früher: Kreditanstalt für Wiederaufbau) bisher eher als die „Förderbank der deutschen Wirtschaft“ und „Entwicklungsbank für die Transformations- und Entwicklungsländer“ bekannt geworden, deren Kapital zu vier Fünfteln von der Bundesrepublik und zu einem Fünftel von den Ländern gehalten wird.


Ulla Gahn – eine Mutmacherin
Foto: Christine Kisorsy/DUH

Ulla Gahn war zunächst – wie bisher nur wenige Verbraucher – von ihrem traditionellen Stromversorger zu einem Anbieter umwelt- und klimafreundlichen Stroms gewechselt. Den Entschluss hatte sie dann mit einer „Stromwechselparty“ in den eigenen vier Wänden gefeiert und Freunden und Bekannten ihre Motive erklärt. Bei Kaffee und Kuchen und mit Unterstützung von Fachleuten hatte sie über die Wechselmodalitäten, die Herkunft von Ökostrom und dessen Preis informiert und ihre Gäste aufgefordert, ebenfalls zu wechseln. Doch dabei blieb es nicht. Die Reaktionen waren so positiv, dass weitere Wechselpartys in Leipziger Clubs, bei Bürgervereinen und schließlich in größeren Sälen stattfanden. Das Ergebnis dieser ehrenamtlich organisierten Veranstaltungen war immer dasselbe: Die Besucher ließen sich in entspannter Atmosphäre beraten, genossen den Kuchen und das dargebotene Kulturprogramm – und wechselten in Scharen ihren Stromversorger.

Auch Köln auf dem Tourneeplan

Gleichzeitig wuchs das Medieninteresse an der Frau, die Junge und Ältere, Rentner und Studierende zusammenbrachte und ihnen irrationale Ängste vor dem Anbieterwechsel nahm. Zu einer „Ikone des Stromanbieter-Wechsels“ (Frankfurter Rundschau) und Expertin für Klima schonenden Strom wurde Ulla Gahn, die inzwischen weitere ehrenamtliche Unterstützer gefunden hat, so dass sie sich nun deutschlandweit nach geeigneten Örtlichkeiten für ihre Ökostrom-Wechselpartys umschaut. Inzwischen gab es erfolgreiche Veranstaltungen in Leipzig, München und Düsseldorf. Berlin, Hamburg, Köln und Frankfurt stehen auf dem Tourneeplan. Der DUH-Bundesvorsitzende würdigte nun die Preisträgerin als „Aktivistin, die exakt das verkörpert, was wir mit dem ´Deutschen Klimaschutzpreis´ bezwecken. Wir suchen Mutmacher und Mutmacherinnen. Da lag die Wahl von Ulla Gahn in Zeiten großer Verunsicherung über den sich beschleunigenden Klimaeffekt sehr nahe.“

Prof. Harald Kächele: Zum Schutz des Klimas beitragen
Foto: DUH


Wechsel zum Ökostrom ohne jeden Aufwand

Auf Ulla Gahns Wechselpartys präsentieren sich alle vier Ökostrom-Anbieter, die es in Deutschland gibt: Lichtblick, Naturstrom, Greenpeace Energy und EWS – Elektrizitätswerke Schönau (siehe auch NRhZ 82 und 103). Außerdem steht dort den Gästen ein Preisrechner, der sofort – anhand einer aktuellen Stromrechnung – ausrechnet, was Ökostrom kostet. Dazu beantworten Experten alle Fragen zu den erneuerbaren Energien: Technisch verändert sich durch den Wechsel nichts – der Kunde hängt nach wie vor am gleichen Netz. Man zahlt künftig nur an eine Firma, die Ökostrom produziert, und unterstützt somit die umweltfreundliche Elektrizität. Auf einer Tabelle werden die vier verschiedenen Ökostrom-Anbieter gegenübergestellt. So erfährt der Kunde, wie der Ökostrom gewonnen wird - aus Wasserkraft, Windkraft, Sonne, Biomasse oder einem Mix von allen. Außerdem erfährt man, welche Projekte mit dem Ökostromgeld unterstützt werden (Aufforstung des Regenwalds, regionale Bürgerkraftwerke etc.)

Ökostrom ist meistens ein bis zwei Euro monatlich teurer, an manchen Orten kann man mit ihm aber auch Geld sparen. Auch im Fall von Störungen hat der Kunde keinen Nachteil, denn für den Unterhalt des Netzes ist der örtliche Netzbetreiber zuständig. Und das Wichtigste: Der Wechsel kann auf der Party sofort ohne Aufwand vollzogen werden. Es reichen die letzte Stromrechnung und die Bankverbindung. Der neue Ökostrom-Anbieter regelt alles: auch die Kündigung des alten Vertrags. Rund ein Viertel der Partybesucher wechselt sofort. (PK)

 



Online-Flyer Nr. 110  vom 29.08.2007



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