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Aktueller Online-Flyer vom 23. April 2024  

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Wirtschaft und Umwelt
Vitaminpillen gehören nicht in die Schultüte der I-Dötzchen
Warnung zum Schulanfang
Von Christel Mertens

Erstklässlern sollte der Start in den Schulalltag nicht mit Vitaminpräparaten versüßt werden. „Eine Extraportion an Vita­min- und Mineralstoffen wie Eisen, Vitamin C, Calcium oder Zink gehört nicht in die Schultüte. Auch als regelmäßige Beigabe zum Pausen­frühstück sind Pillen und Pulver völlig ungeeignet“, warnt die Verbraucher­zentrale NRW zum Schulanfang die Eltern von I-Dötzchen.
Mit extra schluckleichten Kap­seln, Lutsch­tabletten in Bär­chenform, Trinkpulver in Tütchen und Multivi­taminsäften mit Fruchtge­schmack haben Hersteller von Nahrungsergänzungsmitteln die ABC-Schützen als lukrative Zielgruppe entdeckt. In Gesundheitsmaga­zinen und Elternratgebern versprechen sie, dass ihre Mittelchen die Konzentration sowie das Lern- und das Leistungsvermögen der Schulanfänger steigern. „Bei richtiger, ausgewogener Ernährung sowie genügend Zeit für Spiel, Sport, Spaß und Schlaf brauchen Kinder jedoch keine pharmazeuti­schen Extras, um gesund und fit zu sein“, erklärt die Verbraucherzentrale NRW und empfiehlt Eltern folgendes:


Bunte Pillen: Interessengelenkte Verführung der Eltern
Foto: Xenia Kehnen/pixelio


Überzogene Werbeaussagen:
Mit Warnungen vor einer mögli­chen Mangelversorgung von Kindern und Hinweisen auf die zunehmen­den Belastungen in Schule und Freizeit zielen Hersteller von Nahrungsergänzungsmitteln auf das schlechte Gewissen von Eltern. Als Problem­lösung bieten sie ihnen stattdessen den Griff zu Vitaminpräparaten an. Doch es ist erwiesen, dass Kinder, die sich in Deutschland halbwegs normal ernähren, nicht unter Mangeler­scheinungen leiden und somit keine zusätzlichen Fitmacher in Pil­len- und Pulverform benötigen.

Richtig essen:

Eine abwechslungsreiche Ernährung mit Getreide- und Milchprodukten, Gemüse und Obst liefert alle erforderlichen Nährstoffe für Wachstum, geistige Entwicklung, Konzentrations- und Leistungsfä­higkeit. Bei der Wahl der Lebensmittel sollten Eltern möglichst auf Vollkorn- und fettarme Produkte achten. Zweimal pro Woche Fleisch und einmal Fisch auf dem Tisch run­den den ausge­wogenen Speise­plan ab. Süßigkeiten und Snacks in Maßen sind zwischendurch erlaubt.



Im Vordergrund: Der Profit
Foto: Karin/Pixelio


Ausreichend trinken:

Schulkinder, die zu wenig trinken, sind häufi­ger müde und weniger aufmerksam. Kinder sollten deshalb zwi­schen einem und anderthalb Liter Flüssigkeit über den Tag verteilt trin­ken. Leitungs- und Mineralwasser, ungesüßte Früchtetees oder Saftschorlen sind deale Durstlöscher.


Kinderfreizeit in der Wahner Heide
Foto: Monika Rosenthal


Des Guten zuviel:

Vitaminpräparate, die wie bunte, leckere Bon­bons oder süße, fruchtige Säfte angeboten werden, können Kinder dazu verleiten, mehr davon zu konsumieren und dabei die emp­foh­lene Dosis zu überschreiten. Auch durch den Verzehr von bereits mit Zusatzstoffen angereicherten Lebensmitteln – zum Bei­spiel Knusper­produkte zum Frühstück – nehmen Kinder vielfach deutlich mehr von ein­zelnen Vitaminen zu sich als nötig. Über die Wir­kun­gen von unkontrollierter Einnahme und Überdosierung bei Vitamin­präparaten ist bis­her noch zu wenig bekannt. Als Faustre­geln gel­ten: Die zusätzliche Einnahme ist überflüssig. Eine Überdosierung kann in einzelnen Fällen sogar schädlich für die Gesundheit sein.

Falsches Signal:

Wenn schon Schulanfän­ger zu zusätzlichen Mit­teln greifen, anstatt ein ausgewoge­nes Ernährungsverhalten einzu­üben, besteht die Gefahr, dass sie sich schon früh an die Ein­nahme von angeblichen Problemlösern in Pillenform gewöhnen. Die Hemm­schwelle für den dauerhaften Gebrauch von Hilfsmitteln sinkt, und das Risiko einer möglichen Sucht steigt.


Eltern besuchen das Indianerlager ihrer Kinder
Foto: Monika Rosenthal

Am Wochenende wandern:

Anstatt die Kinder am Wochenende vor der Glotze sitzen zu lassen, sollten Eltern mit ihren kleinen und größeren Kindern lieber Wandern gehen. Zum Beispiel in der Wahner Heide. Auch nachdem dort mitten hinein der Köln-Bonner Flughafen gestellt wurde, ist dieses etwa 3.000 ha große Flora-Fauna-Habitat- und Vogelschutzgebiet eins der schönsten Naturschutzgebiete Deutschlands. Kinderfreizeiten mit oder ohne Eltern bietet unter www.wahner-heide.com das Bündnis Wahner Heide an (siehe auch den Artikel „Gut für die Wahner Heide“ in dieser NRhZ und NRhZ-Ausgaben 92 und 104).

Weitere empfehlenswerte VZ-Tipps gibt es im Faltblatt „Vitaminpillen gehören nicht in die Schultüte“. Homepage: http://www.vz-nrw.de, Onlinemagazin für junge Verbraucher
http://www.checked4you.de, Ratgeber für Verbraucher: http://www.vz-nrw.de/ratgeber
Adressen zur persönlichen Beratung: http://www.vz-nrw.de/beratungsstellen. (PK)


Online-Flyer Nr. 106  vom 01.08.2007

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