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Aktueller Online-Flyer vom 29. März 2024  

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Wirtschaft und Umwelt
Neckarwestheimer Erklärung gegen AKW-Laufzeitverlängerungen:
„Das Risiko steigt"
Von Peter Kleinert

Nicht nur die AKWs Brunsbüttel und Krümmel sind extrem störanfällig. Während der Vattenfall-Konzern deshalb in den vergangenen Wochen zum Thema für Politik und Medien wurde, protestieren Umweltschützer auch - weitgehend unbemerkt von den Medien - mit einer Unterschriftenaktion „Neckarwestheimer Erklärung“ gegen eine Laufzeitverlängerung für Block I des Uralt-Atomkraftwerks Neckarwestheim. Die wurde vom Energieversorger EnBW beantragt, der bundesweit als Sponsor von ZDF-Sportsendungen bekannt geworden ist und im “Atomkonsens” unterschrieben hat, die Anlage bis 2009 stillzulegen
Die Aktion gegen die „Energie Baden Württemberg“ wird von einem gemeinsamen Bündnis aus 18 verschiedenen Organisationen, Parteien, Umweltschutzverbänden getragen. Auch die Initiative "Kölner Gegenstrom gegen Atomanlagen" hat sich dem Protest angeschlossen, nachdem die baden-württembergische Landesregierung der EnBW ihre Unterstützung für eine Verlängerung der Laufzeit zugesagt hatte.


Protest am Tag des Laufzeitverlängerungsantrags für Neckarwestheim

Vertreter der Umweltorganisationen stellten die Kampagne in einer Pressekonferenz vor und erläuterten, warum das Abschalten sofort nötig ist, warum Atomkraft kein Klimaretter sein kann und wie Alternativen zur Atomenergie aussehen können. Aktive der Bürgerinitiativen bauten im Vorfeld einer Pressekonferenz eine Plakatwand vor dem Tagungslokal auf, die deutlich machte: „Das Risiko steigt“. 

Wichtig sei, so Wolfram Scheffbuch vom Bund der Bürgerinitiativen Mittlerer Neckar (BBMN), Koordinator der Kampagne: "Die Aktion ist nicht nur Sache der Region Neckarwestheim. Jeder kann unterschreiben, auch wenn er weit entfernt wohnt." Und tatsächlich: unter den bisher eingegangenen Unterschriften sind mehr aus Berlin als aus Neckarwestheim. Ein Online-Unterzeichner wohnt sogar in den USA.

Argumente gegen die EnBW

Neckarwestheim I ist nach Kenntnis des BBMN noch störanfälliger als andere Atomkraftwerke: „Die Anlage besitzt nur drei Kühlschleifen / Dampferzeuger zur Wärmeabfuhr aus dem Reaktorkern. Alle anderen deutschen Druckwasserreaktoren haben vier Dampferzeuger.

Die geologische Situation im Kraftwerksuntergrund ist instabil. Das Grundwasser spült Gipsschichten aus, große Hohlräume entstehen. Bricht ein Hohlraum zusammen, können wichtige Rohrleitungen und Kabel beschädigt und die Reaktorkühlung gefährdet werden.


Tschernobyl-Gedenktag am 26. April 2007

Weiterbetrieb bedeutet weitere strahlende Emissionen aus Abluft und Abwasser. Neben den offiziell genehmigten Ableitungen von radioaktiven Edelgasen, Jod 131 und Tritium gehören dazu auch kleinste Teilchen anderer Stoffe, die messtechnisch kaum erfasst werden können, die aber eingeatmet oder verschluckt in unseren Körpern Krebs auslösen können.

Jedes Jahr produziert Neckarwestheim I ca. 18 Tonnen Atommüll. Der Müll wird im Zwischenlager auf dem Kraftwerksgelände untergebracht. Jedes Jahr 18 Tonnen Müll, das ist keine saubere Energiequelle, sondern eine tödliche Gefahr, die wir unseren Nachkommen vermachen - auf Jahrtausende!“

Tschernobyl-Katastrophe durch menschliches Versagen

Atomkraftwerke sind auch durch Fehlbedienungen des Kraftwerkspersonals gefährdet. In Tschernobyl hat menschliches Versagen zur Katastrophe geführt. Nach der Abschaltung des Vattenfall-Atomkraftwerk Forsmark in Schweden wurde offiziell ein „Verfall der Sicherheitskultur" gerügt. Ähnliches kam trotz der Vertuschungs- und Verharmlosungs-Politik von Vattenfall inzwischen auch für Brunsbüttel und Krümmel ans Licht.


Aktion zur Einweihung des EnBW-Zwischenlagers
Fotos: BBMN e.V.

Wolfram Scheffbuch von den Bürgerinitiativen Mittlerer Neckar: „Dass der Betreiber der Neckarwestheimer Reaktoren nicht besser als Vattenfall ist, zeigte sich im Oktober 2001 als die EnBW bestätigte, dass über Jahre hinweg nach Revisionen und anderen Abschaltungen der Reaktor hochgefahren wurde, ohne dass zuvor überprüft wurde, ob die Menge an Kühlflüssigkeit ausreichend war. Wir bleiben deshalb bei unserer Forderung nach sofortiger Abschaltung aller Atomkraftwerke. Für diese Forderungen haben wir durch die Ereignisse in Krümmel und Brunsbüttel Rückenwind bekommen.“

Mit möglichst vielen Unterschriften im Gepäck wollen die Organisatoren der „Neckarwestheimer Erklärung“ im Herbst in Karlsruhe mit dem EnBW-Vorstand sprechen und die Listen auch Bundeswirtschaftsminister Glos und Umweltminister Gabriel vorlegen. (PK)

Möglichkeiten zur Online-Unterschrift bietet die Kampagnen-Webseite
www.neckarwestheimer-erklaerung.de
Mailkontakt: kontakt@bbmn.de

Online-Flyer Nr. 105  vom 25.07.2007

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