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Sport
Erster Fankongress von Leipzig ein Erfolg?
DFB hat Zeit bis zur Winterpause
Von Christian Hirsch

Als im Herbst 2006 ein informelles Treffen zwischen relevanten Fan-Vertretern und DFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger stattfand, hätte wohl niemand geglaubt, dass im Sommer 2007 ein fast schon sensationelles Ergebnis herausspringen würde. Beim ersten bundesdeutschen Fan-Kongress „Fußball ist unser Leben – eine Annäherung“ in Leipzig hatte sich am Ende die „Fußballmafia DFB“ doch mehr bewegt als gedacht.

„AG Fan-Dialog“ ins Leben gerufen

Einige der Ergebnisse vorweg: Der DFB wird die Stadionverbotsproblematik neu regeln und den Forderungskatalog der Fußballfans innerhalb von sechs Wochen bearbeiten. Und nicht nur das. In Zukunft wird die „AG Fan-Dialog“ ins Leben gerufen, in der außer dem DFB die DFL und KOS (Koordinationsstelle Fan-Projekte), auch die Fan-Projekte und alle relevanten Fan-Vertreter teilnehmen werden. In dieser AG werden dann konkrete Umsetzungen des Katalogs besprochen und hoffentlich auch umgesetzt. Rund 420 Fans, Aktivisten, Sozialarbeiter, Klubvertreter, Wissenschaftler und Polizisten hatten ein Wochenende in verschiedenen Foren über die Probleme der Fans diskutiert.


Vernünftigere Stadionverbotsregelung? Die Fans sind gespannt.
Foto: NRhZ-Archiv

Dass sich der DFB bewegen würde, mochte am Samstag noch kaum jemand unter den anwesenden Fans glauben. Die Vertreter der wichtigsten Gruppen und Initiativen trafen sich abends spontan zur „Krisensitzung“. Grund: In verschieden Foren und AGs fehlten die relevanten Ansprechpartner. Der Verdacht bestand, dass der Kongress von Seiten des DFB und DFL zur Farce gemacht werden könne. So waren im Forum „Spannungsfelder“ keine Vertreter der ZIS (Zentrale Informationsstelle Sporteinsätze) anwesend, die die „Datei Gewalttäter Sport“ verwalten. Ihre Begründung: wegen Wetterkapriolen keine Anreise möglich. Am Sonntag waren sie dann doch da.
Eintrag in Gewalttäterdatei oft reine Willkür

In dieser Datei werden hauptsächlich Fußballfans gespeichert, die irgendwann einmal beim Fußball negativ aufgefallen sind. Meistens geschieht der Eintrag durch reine Willkür. So ist es schon oft passiert, dass eine ganze Gruppe Fußballfans verhaftet wurde, obwohl nur ein einziger eine Straftat begangen hatte. Daraus folgen meistens Stadionverbote von 3 bis 5 Jahren. Zurzeit gibt es ca. 3000 Stadionverbote in Deutschland. Auch aus anderen Foren wurde am Ende des ersten Arbeitstages Negatives vermeldet. So konnten in den AGs „Spielansetzungen“ und „Fan-Utensilien“ keine Ergebnisse präsentiert werden, weil keine kompetenten Experten und Vertreter der Gegenseite anwesend waren.


Leipziger Uni: Erster bundesdeutscher Fan-Kongress
Foto: b.a.f.f. – www.aktive-fans.de

Es ist zwar Anerkennung wert, wenn der Geschäftsführer von Alemannia Aachen, Frithjof Kraemer, sich in Diskussionsforen der aktiven Fan-Szene stellt, er hat aber von Fan-Kultur schlichtweg keine Ahnung. Oder: als von Fanseite eine Begründung gefordert wurde, warum Fahnenstangen in jedem Bundesligastadion anders geregelt werden, waren die Fan-Beauftragten von Gorrissen (DFB) und Thomas Schneider (DFL) völlig überfordert; und auch die anwesenden Polizeivertreter konnten keine vernünftige Begründung liefern.

Manchmal auch auf einer Wellenlänge

In anderen Foren wie „Anti-Diskriminerung“, „Länderspiele“ und „Fanbetreuung“ schwammen die Fans weitestgehend mit dem DFB/DFL auf einer Wellenlänge. Hier steht ganz klar an erster Stelle der konsequente Kampf gegen Rassismus, Antisemitismus, Sexismus und Homophobie im Fußball.


Doch mehr bewegt als gedacht.
Foto: b.a.f.f. – www.aktive-fans.de

Der Erfolg dieses Kongresses kann aber aus Fansicht erst in einem halben Jahr oder gar erst zur Spielzeit 2008/2009 gemessen werden. Denn bis zur Winterpause haben die Fan-Vertreter dem DFB Zeit gegeben, sich ihres Forderungskataloges anzunehmen und ihn gegebenenfalls umzusetzen. Generalsekretär Horst R. Schmidt versprach jedenfalls, dass der DFB die gemachten Zusagen in der zweiten Jahreshälfte umsetzen werde. Allein diese Aussage ist ein Erfolg für Gruppen wie „Bündnis aktiver Fußballfans (BAFF)“, „Pro Fans“ „Unsere Kurve“ und die „Fußball AG der Aktion 3. Welt Saar“. (PK)

Christian Hirsch ist Mitglied der Aktion 3. Welt Saar/Fußball AG

Mehr Infos:
www.a3wsaar.de
fussball-ag@a3wsaar.de


Online-Flyer Nr. 101  vom 27.06.2007



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