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Filmclips
„Freiheit wird nicht erbettelt, sondern erkämpft“ – Teil 7
Von Marianne Tralau und Peter Kleinert



Nachdem Sie in den NRhZ-Ausgaben 81 bis 86 DDR-underground-Kurzfilme von Mario Achsnick, Conny Klauß, Jana Milev, Thomas Werner und Jörg Herold aus den 80er Jahren sehen konnten, gibt es nun zehn Minuten über den Ort, wo diese Filme im Februar 1989 vorgeführt wurden – das damals seit drei Jahren besetzte Kölner „Weißhaus“.
Gelände und Gebäude der ehemaligen Spedition Emons, die in der Weißhausstraße jahrelang leer gestanden hatten, waren 1986 besetzt worden. Die HausbesetzerInnen richteten hier ein autonomes Kulturzentrum ein, dazu ein Frauencafé, eine Volksküche, und sie stellten unterschiedlichen politischen Gruppen aus der linken Szene in Köln Räume für Treffen, Veranstaltungen und Konzerte zur Verfügung.
Ab Herbst 1988 drohte ihnen Räumung und Vertreibung, weil die Firma Strabag hier Luxuswohnungen und teure Geschäfte bauen wollte. Um für den geplanten Widerstand möglichst viel Solidarität in Köln zu gewinnen, zogen die Besetzer der Weißhausstraße auch gelegentlich demonstrierend durch die Stadt. Eine dieser Demonstrationen führte am Ende zum Gefängnis nach Köln-Ossendorf, wo die Besetzer die Gefangenen, unter ihnen drei aus der RAF und einige Kurden, mit Sprechchören grüßten.
Nach der Sendung des Films, den man im Februar 1989 natürlich auch in der DDR sehen konnte, gab es für die DDR-Filmemacher wegen ihrer widerborstigen Filme dort keinen Ärger – aber für KAOS Film- und Video-Team und KANAL 4 in Köln: RTL, auf dessen Frequenz KANAL 4 seit 1988 nach dem Willen der NRW-Landesregierung unter Johannes Rau einmal in der Woche ein unabhängiges Programm senden durfte, fand zwar die subversiven DDR-Filme gut, nicht aber die Demonstration vor dem Kölner Knast. Weil die Weißhaus-Besetzer dabei die Gefangenen mit dem Sprechchor „Feuer und Flamme für diesen Staat“ begrüßt hatten, kündigte der Privatsender dem allzu unbequemen „Fernsehfenster“ KANAL 4 den Sendeplatz – und verlor vor Gericht. KANAL 4 durfte bis 1998 weiter unbequeme Filme senden. Dann machte NRW-Ministerpräsident Clement von der SPD Schluß damit. Ähnliche Pläne hat nun sein Nachnachfolger Rüttgers von der CDU, weil die Zeitungsverleger in NRW für ihre privaten Radios die „Konkurrenz“ des Bürgerfunks fürchten. Siehe dazu den Artikel in dieser NRhZ-Ausgabe.
„Freiheit wird nicht erbettelt, sondern erkämpft!“- ein Film mit den unbequemen DDR-Filmemachern Mario Achsnick, Jörg Herold, Cornelia Klauß, Jana Milev und Thomas Werner sowie den Unterstützern der Weißhaus-Besetzung - von Peter Kleinert und Marianne Tralau, 40 Minuten, 1988, Produktion KAOS Film- und Video-Team Köln – www.kaos-archiv.de.


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Online-Flyer Nr. 87  vom 25. April 2024



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