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Wirtschaft und Umwelt
Amerikanische Fischerin und Anti-Chemie-Aktivistin in Berlin ausgezeichnet
"Blue Planet Award"
Von Christina Ledermann

Am Samstag, 2. Dezember, hat "ethecon - Stiftung Ethik & Ökonomie"  in Berlin erstmalig den "Blue Planet Award" verliehen. Die von dem international bekannten Künstler und Mitbegründer der Gruppe ZERO, Otto Piene, handbemalte Glasplatte ging an die amerikanische Anti-Chemie-Aktivistin Diane Wilson, die sich seit 20 Jahren gegen die Verseuchung des Golfes von Mexiko engagiert.

Strafanzeigen, Morddrohungen und Attentate

In seiner Laudatio würdigte Professor Wolf-Dieter Narr vom Komitee für Grundrechte und Demokratie ihren mutigen Einsatz, von dem sie weder Strafanzeigen, Morddrohungen noch Attentate abbringen konnten. Die ehemalige Krabbenfischerin trat neun Mal in den Hungerstreik und ging 19 Mal ins Gefängnis. Als Höhepunkt ihrer Proteste gegen die Chemiegiganten versenkte Diane Wilson ihr eigenes Fischerboot, um auf ein illegales Einleitungsrohr einer Chemiefabrik aufmerksam zu machen. Neuerdings ist sie auch in der US-Friedensbewegung aktiv. Ihre letzte Störaktion gegen Vizepräsident Dick Cheney brachte ihr erst kürzlich wieder drei Monate Gefängnis ein.

"Wir können Diane Wilson nicht multiplizieren. Wir ehren und feiern sie wie uns selbst dann jedoch am besten, wenn wir den Auftrag begreifen, den sie uns vorbildhaft weitergibt. Nicht im Golf von Mexiko, nicht am Strand von Texas. Dort auch. Hier jedoch mitten in Berlin und anderswo. Wo immer wir sind und wo wir auch nur einen Hauch von Einfluss haben, sollten wir versuchen, ein wenig ihren großen Spuren nachzugehen", sagte Professor Wolf-Dieter Narr, als er der Umweltaktivistin den Preis überreichte.

Analog zum "Blue Planet Award" wollte Professor Erich Schöndorf (Business Crime Control) den "Black Planet Award" an den Gentech-Konzern MONSANTO überreichen. Der Multi war jedoch nicht bereit, einen Vertreter zu entsenden. Deshalb wird Diane Wilson am heutigen Mittwoch, 6. Dezember, den Schmähpreis persönlich in der Europazentrale des Konzerns in Düsseldorf übergeben.

Nach der Preisverleihung: Diane Wilson und  Axel Köhler-Schnura, einer der Gründer der Coordination gegen BAYER-Gefahren
Nach der Preisverleihung: Diane Wilson und  Axel Köhler-Schnura, einer der Gründer der Coordination gegen BAYER-Gefahren
Foto: ethecon



Staatsanwalt vom Amt zurückgetreten

Schöndorf, ehemaliger Staatsanwalt im Holzgift-Prozess gegen BAYER-Manager, der aus Protest gegen die Einstellung des Strafbefehls von seinem Amt zurückgetreten war, wies darauf hin, dass MONSANTO für die Herstellung des Vietnam-Herbizids Agent Orange sowie von Dioxin verantwortlich sei, woran bis heute tausende von Menschen gestorben sind. Außerdem habe der Konzern für 90 Prozent aller heute angebauten Gentec-Pflanzen die Patente und strebe das Saatgut-Monopol und die Kontrolle der Welternährung an.

"Black Planet Award"

Mit dem internationalen Schmähpreis "Black Planet Award" wird der Gentech-Konzern MONSANTO/USA ausgezeichnet, weil laut "ethecon" in der "aggressiven Unternehmensstrategie dieses Konzerns die profitbasierte Macht globaler Konzerne und die damit verbundenen ökologischen und sozioökonomischen Folgen besonders deutlich werden". MONSANTO sei "einer der führenden Repräsentanten des kapitalistischen Ausbeutungssystems". Er sei u.a. "verantwortlich für die Geißel des Vietnam-Krieges, für AGENT ORANGE, für Machtmissbrauch, für die Ausbeutung selbst von Kindern, für Umweltzerstörung im großen Stil, für Ausbeutung, für Menschenrechtsverletzungen und neuerdings auch für den Missbrauch der Gentechnik". Derzeit stammten 90 Prozent aller weltweit angebauten Gen-Pflanzen von MONSANTO.

Diane Wilson bei ihrer Verhaftung nach einer gewaltlosen Demonstration gegen Dow Chemical im Januar
Diane Wilson bei ihrer Verhaftung nach einer gewaltlosen Demonstration gegen Dow Chemical im Januar
Foto: ethecon



MONSANTO-Opfer

Eines der bekanntesten Opfer des Konzerns sei der kanadische Raps-Farmer Percy Schmeiser, der, "nachdem dessen Felder durch die Gen-Saaten des Konzerns kontaminiert wurden, von MONSANTO zu Lizenzzahlungen verurteilt wurde". Das global agierende Unternehmen wolle "die globale Landwirtschaft vollständig unter seine Kontrolle bringen. Dazu strebt MONSANTO ein weltweites Saatgut-Monopol an, erwirbt aggressiv Patente auf Kulturpflanzen (Biopiraterie) und nimmt massiv Einfluss auf Politik und Wissenschaft. Eine weitere Strategie ist die Kontamination ganzer Regionen mit Gen-Saaten, und die erpresserischen Verträge, die MONSANTO mit den Käufern des Saatguts abschließt. Diese verbieten Landwirten, die eigene Ernte als Saatgut zu verwenden, wie sie es Bauern seit tausenden von Jahren tun, und verpflichtet sie stattdessen, hohe Lizenzgebühren zu bezahlen. Dies bedroht nicht nur die Biodiversität sondern stellt auch eine Gefahr für die Welternährung dar".

Die "ethecon - Stiftung für Ethik & Ökonomie" vergibt den "Blue Planet Award" jährlich als Positiv-/Negativ-Preis. Sie setzt sich für die Durchsetzung ethischer Prinzipien in der Wirtschaft ein. Mehr Infos unter: www.ethecon.de

Ein Interview mit Diane Wilson können Sie weiter unten lesen.


Online-Flyer Nr. 73  vom 05.12.2006



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