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Aktueller Online-Flyer vom 19. April 2024  

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Globales
Parteiübergreifende Steuerungsgruppe zur Zerschlagung des Irak
Deutsche Ethno-Spezialisten am Werk
Von Hans Georg

Bei den Vorbereitungen zur territorialen Zerschlagung des Irak in drei Staatsparzellen ("Autonomie") helfen deutsche Ethno-Spezialisten. Die Teilung wird von einer "Studiengruppe" des US-Kongresses unter Vorsitz des ehemaligen Außenministers James Baker vorbereitet. Demnach müsse der Irak in "autonome Regionen" aufgespalten werden.

Zur Beherrschung des rohstoffreichen Landes

"Autonomie"-Lehrgänge für die zukünftigen Regionalverwalter im Irak führt die "Europäische Akademie Bozen" durch. Entsprechende Instruktionen fanden in der vergangenen Woche statt. Bei der "europäischen" Akademie handelt es sich um ein Minderheiteninstitut, das die deutschsprachige Bozener Provinzregierung finanziert. Die Akademie ist mit bekannten Vorfeldorganisationen der Berliner Außenpolitik vernetzt, deren Tätigkeit als "völkisch" und "rassistisch" bezeichnet wird. Auf einer gemeinsamen Tagung in Bozen wollen sich die Ethno-Spezialisten in dieser Woche auch weiterer internationaler Spannungsgebiete annehmen. Im Zentrum der "Volksgruppen"-Beratungen unter deutscher Führung stehen die Konflikte in Nordirland und Nordspanien ("Baskenland") sowie angebliche Konfliktherde in Griechenland.

Zu den "Autonomie"-Instruktionen reisten in der vergangenen Woche etwa 40 Delegierte der Bagdader Kriegs-Verwaltung nach Bolzano an. Im Rahmen eines Master-Studiengangs über "Föderalismus in pluralistischen Staaten" [1] sollten ihnen Einsichten über das "Zusammenleben zwischen verschiedenen Volksgruppen" vermittelt werden. Das ethnizistische "Volksgruppen"-Konzept, dem in der Zeit des NS-Terrors Hunderttausende zum Opfer fielen [2], steht gegenwärtig auf der US-Agenda für die Zerschlagung des Irak in "Volksgruppen"-Zonen.[3] Demnach werden die "Volksgruppen" der Sunniten, Schiiten und Kurden auf drei Regionalstaaten verteilt, um die Beherrschung des rohstoffreichen Landes handhabbarer zu machen. Entsprechende US-Pläne berufen sich ausdrücklich auf die ethnische (blutliche) Homogenisierung des Irak, der durch "blood borders" (Blutsgrenzen) von der Landkarte getilgt werden soll.[4]

Karikatur: Kostas Koufogiorgos
Karikatur: Kostas Koufogiorgos
www.koufogiorgos.de


"Eigenständige Identität" für "Volksgruppen"

Die am "Volksgruppen"-Konzept geschulten Kursteilnehmer ("Juristinnen und Verwalterinnen aus verschiedenen Provinzen des Irak") wurden in der vergangenen Woche in der "Europäischen Akademie Bozen" betreut, einem von der SVP-Regierung mit rund fünf Millionen Euro finanzierten Minderheiteninstitut (Gesamtetat: zehn Millionen Euro). Die SVP (Südtiroler Volkspartei) vertritt Belange der deutschsprachigen Bevölkerung im italienischen Bolzano (Bozen) und wird dem rechten Spektrum zugerechnet. Beirat des Fachbereichs "Minderheitenrecht" der Bozener Akademie ist der deutsche Ethno-Spezialist Rainer Hofmann (Frankfurt am Main), der für "Volksgruppen" und blutliche "Völker" eine "eigenständige Identität" verlangt.[5] Laut Hofmann rechtfertigt die "erzwungene Assimilation" seiner blutlichen "Völker" die "gewaltsame (...) Errichtung eigener Staaten oder gewaltsame Änderung von Grenzen" - eine den US-Plänen entsprechende Handlungsanweisung, die jetzt im Irak umgesetzt werden soll. Zu den Instruktionen am Bozener Minderheiteninstitut reiste mit den zukünftigen Verwaltern des in Auflösung befindlichen Zentralstaates der irakische Botschafter in Italien, Mohammed Mahmoud Al Amili, an.

Von NS-Kollaborateuren gegründet

Das Bozener Institut unterhält enge Beziehungen zur "Föderalistischen Union Europäischer Volksgruppen" (FUEV) und anderen Vorfeldorganisationen der deutschen Außenpolitik. Die von NS-Kollaborateuren gegründete FUEV [6] wird - ebenso wie das Minderheiteninsitut "Europäische Akademie" - aus Mitteln der Bozener Landesregierung gespeist. FUEV und "Europäische Akademie" kündigten für Anfang dieser Woche eine "internationale Konferenz" mit "rund 100 Minderheitenvertreter(n) aus ganz Europa" an. Zu den Mitveranstaltern gehört die im deutschen Göttingen angesiedelte Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV). Als Themenschwerpunkte werden "Nordirland" und das "Baskenland" genannt. Laut der im norddeutschen Flensburg beheimateten FUEV, die sich massiver deutscher Staatsfinanzierung erfreut, handelt es sich bei den "namengebenden Staaten" (Großbritannien, Spanien) um "ethnische Spannungsgebiete".[7]

Athen befürchtet Destabilisierung

Auch in Griechenland kümmert sich die FUEV um die von ihr entdeckten "Volksgruppen" - dort möchten die deutschen Ethno-Politiker "Aromunen" [8] sowie die "mazedonische Volksgruppe" [9] deutschem Einfluss aussetzen. Die von der FUEV erfundenen "Volksgruppen" sind in Griechenland unbekannt. Wegen des Versuchs deutscher Ethno-Spezialisten, in Griechenland Minderheiten-Politik zu betreiben, kam es bereits in der Vergangenheit zu offiziellen Protesten griechischer Behörden.[10] Athen befürchtet eine bewusste Destabilisierung im nordgriechischen Grenzgebiet mit Folgen für die territoriale Integrität des Landes.

Die nach Vorbildern der Zwischenkriegszeit operierende FUEV behauptet in einer kürzlich veröffentlichten "Charta", Europa werde von über 300 Minoritäten mit rund 100 Millionen Angehörigen bevölkert, so "dass sich ca. jeder siebte Europäer zu einer autochthonen, nationalen Minderheit bekennt".[11] Das von der FUEV erfundene Bekenntnis zu bodenverhafteten ("autochthonen") Blutsstämmen ("Volksgruppen") zielt auf eine Reihe staatsprengender Rechtsanmaßungen, die ethnische Separatidentitäten fördern und verfestigen sollen. Demnach haben die 100 Millionen "Volksgruppen"-Europäer das "Recht auf Schutz des angestammten Siedlungsgebiets" und dürfen auf ihrem Heimatboden weder assimiliert noch "überfremdet" werden. Wörtlich heißt es in den "Grundprinzipien" der aktuellen FUEV-Charta: "Wir, die authochthonen, nationalen Minderheiten/Volksgruppen berufen uns auf das Recht (...) auf Schutz vor Assimilierung." Zugleich fordert die FUEV für die von ihr definierten "Volksgruppen"-Gebiete der 300 Minoritäten "kulturelle Autonomie sowie angemessene Formen der Selbstverwaltung". Von diesen Rechtsforderungen sind die in Europa tatsächlich lebenden Minderheiten sozialer Herkunft (Immigranten) ausdrücklich ausgeschlossen.

Blut und Boden

Die europaweiten Ethno-Aktivitäten, die nach übereinstimmendem Urteil internationaler Beobachter rassistisch unterfüttert sind [12] und der verdeckten deutschen Außenpolitik dienen, finden zunehmende staatliche Unterstützung. Zur Verkündung der FUEV-Charta im deutschen Bautzen (Bundesland Sachsen) erschien der dortige Ministerpräsident des Landes (Georg Milbradt, CDU) und sicherte den "Volksgruppen"-Ethnizisten eine kontinuierliche Co-Finanzierung durch die von ihm vertretene Landesregierung zu. Ähnliche Mittelzuflüsse gewähren auch das deutsche Bundesland Schleswig-Holstein, die österreichische Landesregierung Kärnten, die Regierung der Deutschsprachigen Gemeinschaft in Belgien sowie die mit der FUEV eng kooperierende deutschsprachige Provinzregierung Bozen.

Damit ist die FUEV zu einer pangermanischen Steuerungsgruppe für außenpolitische "Volksgruppen"-Interessen der Bundesrepublik aufgestiegen. Vorsitzender ihres Beirats ist der Ministerialrat im Berliner Bundesministerium des Innern, Dr. Detlev Rein. Rein steht in Personalunion dem Expertenausschuss für Fragen des Schutzes der nationalen Minderheiten im Europarat (CAHMIN) vor und verbreitet die deutsche Ethno-Politik auf internationaler Ebene. An der parteiübergreifenden Unterstützung der FUEV und ihrer Blut- und Boden-Ziele beteiligt sich nach Mitteilung der FUEV auch die parlamentarische Oppostion im Deutschen Bundestag, darunter die Partei "Die Linke.PDS".[13]

Nähere Informationen zur FUEV und zur deutschen "Volksgruppen"-Politik finden Sie hier:
http://www.german-foreign-policy.com
Hintergrundbericht: Die Föderalistische Union Europäischer Volksgruppen, "Europa der Regionen" für Jugoslawien, "Volksgruppen" für "Europa", Berlin organisiert seine "Volksgruppen", Regierungsverantwortung, Aktionseinheiten, "Begegnung der Völker", Gemeinsam, Deutsche Jäger und Schutzmacht-Klausel

[1] Iraker studieren Südtirol-Autonomie; Südtirol online 13.10.2006
[2] Walter von Goldendach, Hans-Rüdiger Minow: Von Krieg zu Krieg. Die deutsche Außenpolitik und die ethnische Parzellierung Europas, München 1999
[3] Bush-Krieger fürchten Rache der Wähler; Focus online 17.10.2006
[4] s. dazu Schmutziges Geheimnis
[5] Rainer Hofmann: Minderheitenschutz in Europa, Berlin 1995
[6] Walter von Goldendach, Hans-Rüdiger Minow: Von Krieg zu Krieg. Die deutsche Außenpolitik und die ethnische Parzellierung Europas, München 1999
[7] FUEV, August 1994
[8] Internationale Aromunen Konferenz in Rumänien; FUEV-Pressemitteilung Nr. 2006-25
[9] Lageerkundungsreise nach Griechenland; FUEV-Pressemitteilung Nr. 2006-09
[10] Walter von Goldendach, Hans-Rüdiger Minow: Von Krieg zu Krieg. Die deutsche Außenpolitik und die ethnische Parzellierung Europas, München 1999
[11] FUEV-Charta der autochthonen, nationalen Minderheiten in Europa; Bautzen 2006
[12] Pierre Hillard: Minorités et régionalismes dans l'Europe Fédérale des Régions: Enquête sur le plan allemand qui va bouleverser l'Europe, Paris 2001
[13] FUEV-Delegation in Berlin und Bautzen; FUEV-Pressemitteilung Nr. 2006-06

Online-Flyer Nr. 67  vom 24.10.2006

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